Elias ist ein kleiner, fröhlicher Kerl und versteht schon sehr viel. Er hat das Down-Syndrom und spricht noch nicht.
Nele besitzt einen Dauerakku, läuft ständig umher und lässt sich immer wieder ablenken. Ihr fehlt die nötige Aufmerksamkeit, damit sie die Welt um sich herum ausreichend verstehen und sich ihre Sprache entwickeln kann.
Nils hat aufgrund einer Hörbehinderung eine Sprachentwicklungsstörung und muss lernen, aufmerksamer zuzuhören, um die kleinen Unterschiede in den Wörtern wahrzunehmen.
Laura macht alles, was auch andere Kinder in ihrem Alter tun. Und da sieht man auch, wie geschickt und kreativ sie ist. Bei allem was sie tut, schweigt sie. Den ganzen Tag. Sie spricht mit niemandem, außer mit ihren Eltern. Laura ist mutistisch.
Emmanuel purzeln beim Sprechen die Laute unsortiert im Wort umher und dann verdrehen sie sich auch noch im Satz.
Alle diese Kinder profitieren von der Theraplay-Methode. Anders als bei der klassischen Logopädie, erleichtert Theraplay den Kontakt zum Kind aufzubauen und auf seine aktuellen Bedürfnisse einzugehen. Es gelingt, auch mit Kindern, die nicht oder noch wenig sprechen können, eine kommunikative Situation zu schaffen. Die interaktive Stimulation ist entscheidend, um eine ungeteilte Aufmerksamkeit des Kindes zu bekommen. Dies ist die Basis jeglichen Lernens und so auch des Spracherwerbs. Vorhandene Fähigkeiten werden spielerisch ausgebaut und weitere Entwicklungen in Gang gesetzt, ohne dass an den Defiziten des Kindes direkt geübt werden muss. Natürliche Widerstände, die in jedem Kind entstehen können, weil es eigentlich nur sehr sensibel auf Überforderung reagiert, lassen sich leichter und auf vielfältigeren Wegen auflösen und schaffen einen sicheren Raum für das Kind. Durch achtsames, respektvolles Miteinander kann sich auf natürliche Weise Neues entwickeln.
Was ist Theraplay?
Theraplay ist eine direkte, interaktive Spieltherapie, die durch die amerikanische Psychologin Ann Jernberg begründet und von der Logopädin Ulrike Franke in Deutschland weiterentwickelt wurde. Sie besteht aus Ritualen und Spielen. Rituale helfen, das innerlich unsichere oder ängstliche Kind zu stabilisieren und dem impulsiven, chaotischen Kind Halt, Struktur und Sicherheit zu geben. Körper- und Bewegungsspiele in Verbindung mit zahlreichen Versen spielen eine große Rolle. Wie Sie als Eltern sicher oft erlebt haben, ist auch Ihr Kind bei Spielen, die es besonders interessant findet, gleich gern und länger aufmerksam dabei. Welche Spiele und Rituale dem Kind in einer Theraplay-Therapie angeboten werden, richtet sich nach dem jeweiligen Entwicklungsstand und entstehen auch nicht selten in der Therapiesituation selbst durch spontane Reaktionen, Ideen oder Handlungen des Kindes. Diese erforderliche hohe Flexibilität der Therapeutin macht u.a. das Besondere an Theraplay und den großen Unterschied zur klassischen Logopädie aus.
Die Rolle der Eltern
Theraplay kann für alle Beteiligten eine wertvolle Erfahrung sein. Sie als Eltern oder auch gern andere Bezugspersonen (bspw. Großeltern, Erzieher, Betreuer) sind bei der Theraplay-Therapie mit dabei. Das gibt Ihrem Kind, besonders bei sehr kleinen Kindern, Sicherheit, schafft eine schöne, gemeinsame Spielsituation und Ihnen als Bezugsperson die Möglichkeit, anregende Ideen für den Alltag mitzunehmen. Wenn es für Sie nicht möglich ist, dabei zu sein, kann ich Theraplay aber auch allein mit dem Kind durchführen.
Theraplay und Logopädie
Theraplay kann ein guter Einstieg sein, wenn Logopädie mit reinen Übungssituationen bei ihrem Kind noch nicht möglich ist, weil es sich schwer darauf einlassen kann oder noch zu klein ist, sprachliche Förderung aber durchaus notwendig. Theraplay schafft den Raum, in dem ein Kind lernen kann, sich besser wahrzunehmen. Dadurch entwickeln oder erweitern sich innerhalb einer Theraplay-Therapie wichtige basale Fähigkeiten jeglichen Spracherwerbs. Diese Form der Spieltherapie kann eine gute Vorbereitung für eine spätere logopädische Therapie sein. Theraplay hat meiner Erfahrung nach immer einen positiven Einfluss auf die sprachliche Entwicklung eines Kindes. So kann es dann sein, dass im späteren Verlauf logopädisch nur noch eventuelle Restdefizite zu therapieren sind. Und auch bei allen anderen Kinder, welche von mir logopädisch begleitet werden, sind die Sichtweise, Spielelemente und Aktivitäten der Theraplay-Therapie ein wichtiger Anteil meiner Arbeit. Sie können eine sicherere Atmosphäre schaffen und für Übungen leichter motivieren.
Qualifizierung
2006 bis 2012 berufsbegleitende Ausbildung zur lizensierten Theraplay-Therapeutin am „Theraplay-Institut Deutschland“ bei Ulrike Franke
Seit Beginn der Ausbildung praktiziere ich Theraplay, nahm und nehme intensive Supervisionen in Anspruch und konnte bis heute vielfältige Erfahrungen mit dieser für meine logopädische Arbeit sehr bereichernden Methode sammeln.
Theraplay ist seit 1996 in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein gesetzlich geschützter Begriff. Die eigenständige Therapie mit Theraplay darf nur von lizensierten Therapeutinnen angewendet werden.
Wie können Sie die Theraplay-Therapie in meiner Praxis in Anspruch nehmen?
Theraplay wird von mir im Rahmen einer logopädischen Therapie durchgeführt. Daher benötigen Sie als gesetzlich oder privat Versicherter wie für Logopädie auch eine „Heilmittelverordnung“ von einem verordnenden Arzt ihres Kindes.